Blick in die Ausstellungshalle
Wer kennt sie nicht, die Bilder von Pubertierenden in Sackhosen, stumpfem Blick, Bierpulle und „Null-Bock-Stimmung“. Sie sind eine echte Herausforderung für Eltern, Pädagogen und den Rest der Welt. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Welche Kreativität und Energie in gerade dieser Lebensphase steckt, ließ sich auf der Internationalen Schülerfirmenmesse in Berlin verfolgen. Vom 26. bis 27.2.2019 trafen sich über 60 Schülerfirmen aus allen Teilen der Bundesrepublik und 5 weiteren europäischen Ländern im FEZ Wuhlheide. Insgesamt waren mehr als 450 Teilnehmer angereist, die allesamt “ihre Produkte“ präsentieren wollten. Und das taten sie mit einer unglaublichen Hingabe: ob es die Stirlingmotoren waren, die mit selbsterzeugtem Alkohol angetrieben werden, Taschen aus recycelten LKW Planen, Federmappen aus alten Schullandkarten, Pflanzen aus der eigenen Gärtnerei, dekorativen Lampen aus alten Glasflaschen…. Die Vielfalt war beeindruckend.
Die Schülergenossenschaft war mit 4 SchülerInnen angetreten und präsentierte ihren Dauerbrenner, „Ladestation für E-Bikes“. Dabei wurde deutlich, welch unterschiedlichen Ansätze es bei den Firmen gibt. Die meisten organisieren sich im Format der „Juniorfirma“, die als Jahresprojekt ausgelegt ist. Innerhalb dieser Zeit entwickeln und vermarkten die Jugendlichen ihr Produkt. Durch die Zeitbegrenzung werden sie „gezwungen“, alle Prozesse eines Unternehmens zu durchlaufen. Eine intensive Erfahrung, wie wir aus Gesprächen mit den Jugendlichen heraushören konnten. Der Nachteil: die Firma beendet nach einem Jahr ihre Aktivitäten - ein Produkt, was vielleicht gut angekommen ist, verschwindet wieder von der Bildfläche. Manchmal finden sich Nachfolger, aber das (geförderte) Juniorprogramm erwartet immer ein neues Produkt. Da lassen es die Storkower Jugendlichen ruhiger angehen. Unsere Genossenschaft existiert seit 2015 und die Ladestation ist weiterhin unser Hauptprodukt. Über die Jahre wurden durch die Schüler immer Veränderungen und Verbesserungen vorgenommen – häufig auf Kundenwunsch. Unser Produkt entwickelt sich also weiter, ein Sachverhalt, der in der „echten“ Unternehmenswelt unerlässlich ist.
Messestand der Schülerfirma der Europaschule
Was besonders auffiel: Wie ein roter Faden zog sich das Thema „Nachhaltigkeit“ durch die gesamte Messe. Ohne, dass es ein grundsätzliches Motto war, sich Gedanken über Herkunft, Verarbeitung, Gebrauch und die Entsorgung nach dem „Produktleben“ zu machen, ist es mittlerweile bei den Schülerfirmen ein Standard. Viele „echte“ Unternehmen könnten dabei von den Schülerfirmen lernen. Die Hoffnung bleibt, dass diese Unternehmensphilosophie von den Jugendlichen mit ins „Erwachsenenleben genommen wird und damit in der Welt etwas zum Besseren gewendet werden wird. Und wenn sie sich demnächst mal wieder über die „Pubertiere“ ärgern, dann halten sie kurz inne und denken daran, dass sie nur die eine Seite der Medaille sehen. Die andere könnte womöglich strahlen, wie die Sonne.
Luke, Sheila, Marc und Enrik von der Schülerfirma während der Eröffnungsveranstaltung Fotos: Ralf Gräbner